Motten als Nützling
An der Göttinger Uni beschäftigt man sich seit einiger Zeit intensiv mit Motten und Mottenbekämpfung. Dabei werden Motten wie auch Antagonisten wie bspw. Schlupfwespen erforscht. Manch Forschungserfolg kam dabei heraus, der die biologische Schädlingsbekämpfung früher oder später nachhaltig verändern wird.
Mottenlarven führen zur Erntesteigerung
Aber die Forschungen führen zuweilen auch zu überraschenden Erkenntnissen, die die alte These, dass es kein Ungeziefer und Unkraut gibt, verifizieren. Die Agrarökologen entdeckten bei der Untersuchung der Guatemala-Kartoffelmotte (Tecia solanivora), dass der Speichel von deren Mottenlarven zur Erntesteigerung führt. An sich ist die Kartoffelmotte ein Schädling, und Ziel der Beforschung waren die Schäden, die die Mottenlarven der Kartoffelmotte anrichten. Die Kartoffeln reagieren auf Mottenbefall, genauer auf den Speichel der Larven, mit der Ausbildung größerer Knollen reagieren. Dies stellt offensichtlich einen Erhaltungsmechanismus dar. Dabei reagiert nicht die befallene Kartoffel selbst, sondern es reagieren umgebende gesunde Kartoffeln. Bei einem Befall von 20 % verdoppelte sich die Ernte, bei einem Befall von 50 % der Kartoffeln entsprach die Ernte noch immer derselben wie bei einer vergleichbaren Ernte ohne Schädlingsbefall. Die höchste Steigerung wurde bei einer Infektion mit 10 % erzielt.
Ökonomische Nutzung der Mottenlarven
Diese überraschenden Erkenntnisse können nun in zweierlei Weise ökonomisch verwertet werden. Man kann erstens Kartoffelfelder kontrolliert mit Mottenlarven infizieren und dabei einen optimalen Befall herstellen, was dauerhaft durch Vermehrung der Population schwer zu kontrollieren sein dürfte. Oder man versucht zweitens, den Speichel der Mottenlarven zu extrahieren und im nächsten Schritt synthetisch zu reproduzieren. Sollte dies gelingen, kann die Kartoffelproduktion weltweit um ein Vielfaches gesteigert werden, was zum Preisverfall am Kartoffelmarkt und einer besseren Versorgung der hungerleidenden Bevölkerung armer Länder genutzt werden kann.
Quellen:
Fotos: Georg-August-Universität Göttingen